Ein Streichelzoo der schönen Stoffe oder der Leidensweg der Patchworkstoffe

Sie alle warten darauf, auf die Schlachtbank des Zuschneidetisches geführt zu werden. Sie wissen auch nicht genau, wann sie an die Reihe kommen, ob sie vorher gewaschen werden oder gleich – fast den Hitzetod des Bügeleisen erleiden müssen, wenn der „Henker“ versucht die tiefen, alten Falten mit Wasserdampf zu beseitigen. Was für eine Qual der schönen der Schönsten. Aber heisst es nicht, wer schön sein will, muss leiden? Ich hatte bisher nur tapfere Stoffe 🥰

Doch, es ist nun mal so, dass nach langer Reifung, guter Lagerung, Streicheleinheiten und Liebäugelungen die grosse Zeit der Verarbeitung gekommen ist. Sozusagen ihr Ende, damit aus ihnen was Neues entstehen kann. Eine Wiedergeburt oder besser gesagt, eine Metamorphose von Stoff zu Quilts oder was man auch immer daraus gestalten möchte.

Auch wenn uns das Herz blutet, der Puls steigt und die Hände zu schwitzen beginnen, wissen wir, die Zeit ist nun gekommen, die schönen Stoffe zu zerschneiden!

Aber wir haben es in der Hand, wie wir die Stoffe zerschneiden oder gar verschneiden 😲, wie wir sie zusammennähen, bügeln und wieder zusammennähen und bügeln.Immer wieder wiederholt sich dieses Spektakel.

Manchmal kommt es aber auch vor, dass wir sehr laute und unerlaubte Worte von uns geben 🤬! Dann kommt der Seamripper/Nahttrenner mit ins Spiel und macht seine Arbeit, aber auch nur so gut, wie wir ihn führen! Dabei bleibt unser schöner und mehrfach zerschnittener Stoff, geduldig und erleidet wortlos unser rumhantieren an ihm. Es kann aber auch vorkommen, dass er diese Prozedur nicht überlebt und so muss er in den Abfallhimmel 🕯️🙏🏻wandern.

Blöd nur, wenn wir genau diesen Stoff nicht mehr haben, weil er ja Jahrelang vor sich hingereift hatte…

Die mühselige Suche im Internet zeigt dann oft, dass der Stoff oder gar die ganze Serie bereits ausverkauft ist. Vielleicht findet man noch einen Fat Quarter in Australien oder ein halbes Yard in den USA, wobei das dann doch etwas zu weit weg ist, für so wenig Stoff, dass man braucht. Wenn man etwas Glück hat, findet man in Patchworkgruppen vielleicht eine Besitzerin solch einer Rarität, dann ist das Projekt gerettet oder man muss sich was anderes überlegen…

Aber egal, was wir unseren schönen Stoffe antun, am Schluss entsteht immer was schönes, was uns erfreut und beglückt.

Daher, benutzt qualitativ gute und hochwertige Stoffe, denn wir wollen ja, dass unsere Quilts und Projekte lange halten und uns durch die Jahre eine menge Freude schenken können.

In diesem Sinne, viel Spass bei der Verarbeitung der schönen Stoffe.

2 Antworten zu “Ein Streichelzoo der schönen Stoffe oder der Leidensweg der Patchworkstoffe”

  1. Ich schmeiß mich weg… so cool geschrieben!😉

    Hab dich über den Bernina-Blog gefunden und grad mal quergelesen/-geschaut… sehr schön und inspirierend dein Blog.

    Krass, die Helvetia, die fast 1700 Hexies und all die wunderschönen Quilts.

    Ich mag auch sehr gerne dunklen Hintergrund und kräftige Farben bei Quilts.
    Allerdings nähe ich auch viel anderes: Taschen, Klamotten, ganz viel Reparatur-Arbeiten…
    Alles ein bisschen und nix richtig.🤣

    Werde eine treue Leserin deines Blogs werden…

    Liebe Grüße aus Bayern
    Eva

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    • Liebe Eva,
      welch nette Worte, die Du mir hinterlässt.
      Vielen lieben Dank dafür 🥰
      Es freut mich sehr, dass Du mir folgst. Ich blogge zwar nicht alltäglich aber ab und an. In der dieser Hitze kann ich auch nicht kreativ sein, da will mein Körper nur noch relaxen und sich kaum bewegen 😊

      Liebe Grüsse aus der Schweiz,
      Sofka

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